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Gesundheitliche Folgen des Unfalls von Tschornobyl in der ehemaligen Sowjetunion
- Durch den Reaktorunfall von Tschornobyl (russ.: Tschernobyl) erhielten insbesondere Notfallhelfer*innen und Aufräumarbeiter*innen (sogenannte Liquidator*innen) hohe Strahlendosen.
- Auch die Bevölkerung in der Nähe war z.T. einer hohen Strahlendosis ausgesetzt.
- 28 Notfallhelfer*innen starben in Folge eines akuten Strahlensyndroms.
- Ein Anstieg von Schilddrüsenkrebserkrankungen ist auf die Strahlung zurückzuführen.
- Die gesundheitlichen Folgen werden bis heute untersucht.
Blumen am Denkmal für die Feuerwehrleute von Tschornobyl
Die gesundheitlichen Folgen des Reaktorunglücks von Tschornobyl wurden in zahlreichen Publikationen untersucht. Wichtige Zusammenfassungen dieser Erkenntnisse liefern u.a. die Berichte vom Wissenschaftlichen Komitee über die Effekte der atomaren Strahlung der Vereinten Nationen (United Nations Scientific Committee on the Effects of Atomic Radiation, UNSCEAR) und des Tschernobyl-Forums. Das Tschernobyl-Forum war eine Arbeitsgruppe der Internationalen Atomenergie-Organisation (International Atomic Energy Agency, IAEA), der Weltgesundheitsorganisation (World Health Organisation, WHO), mehrerer UN-Organisationen und der Regierungen von Russland, Belarus und der Ukraine, die zwischen 2003 und 2005 die wissenschaftliche Aufarbeitung der Folgen des Reaktorunfalls für Mensch und Umwelt vorantrieb. Bei der Untersuchung werden oftmals folgende Personengruppen unterschieden:
Notfallhelfer*innen und Liquidator*innen
Am Tag des Reaktorunfalls, dem 26. April 1986, waren rund 600 Notfallhelfer*innen (z. B. Werksangehörige, Feuerwehrleute und Rettungskräfte) an dem Kraftwerk tätig. In den Jahren 1986 und 1987 waren über 240.000 Personen als Aufräumarbeiter*innen (sogenannte Liquidator*innen) im Umkreis von 30 Kilometern um das Kraftwerk eingesetzt. Weitere Aufräumarbeiten wurden bis etwa 1990 durchgeführt. Die Gesamtzahl der für den Einsatz registrierten Liquidator*innen betrug etwa 600.000.
Bevölkerung
1986 wurden etwa 116.000 Bewohner*innen aus der unmittelbaren Umgebung des Unfallreaktors evakuiert (im Umkreis von 30 Kilometern um das Kraftwerk und in weiteren Gebieten mit gemessenen Ortsdosisleistungen von mehr als 0,2 Millisievert pro Stunde). In den Folgejahren waren es zusätzlich etwa 220.000 Personen.
Im Jahr 2006 lebten noch etwa 6 Millionen Menschen in den "kontaminierten Gebieten". Als "kontaminiert" gelten dabei die Gebiete der ehemaligen Sowjetunion, die am Boden Cäsium-137-Konzentrationen von mehr als 37.000 Becquerel pro Quadratmeter aufwiesen. Auch die damals in der Ukraine, Belarus und in den 19 "betroffenen Oblasten" (Verwaltungsbezirke) in Russland lebenden 98 Millionen Menschen wurden bei der Untersuchung der gesundheitlichen Folgen betrachtet. Als "betroffen" gelten dabei die Oblaste von Russland, die kontaminierte Gebiete enthielten.
Akute gesundheitliche Folgen
Zwei Werksmitarbeiter starben unmittelbar an den schweren Verletzungen durch die Explosion des Reaktors.
134 Notfallhelfer*innen erlitten ein akutes Strahlensyndrom. Davon starben 28 innerhalb von vier Monaten nach dem Unfall. Ihr Tod ist auf die hohen Strahlendosen zurückzuführen. Weitere 19 Personen mit einem akuten Strahlensyndrom starben in den Folgejahren (1987 - 2004). Ihr Tod steht möglicherweise auch im Zusammenhang mit den Strahlendosen nach dem Unfall. Für die Überlebenden des akuten Strahlensyndroms sind Hautverletzungen und später auftretende, strahleninduzierte Katarakte, also eine Trübung der Augenlinse oder Grauer Star, die schwerwiegendsten gesundheitlichen Schäden.
Die 134 Personen mit akutem Strahlensyndrom erhielten Ganzkörperdosen durch externe Gammastrahlung von 0,8 bis 16 Gray. Manche erhielten zudem durch Betastrahlung Hautdosen von 400 bis 500 Gray, die zu schweren Verbrennungen führten. Die meisten der Verstorbenen starben an Infektionen infolge der Verbrennungen. 13 Personen mit einem akuten Strahlensyndrom wurden mit einer Knochenmarktransplantation behandelt. Nur einer der behandelten Personen überlebte.
Bei den Liquidator*innen und in der Bevölkerung wurden nach den vorliegenden Berichten keine akuten Strahlenschäden beobachtet.
Später auftretende gesundheitliche Folgen
In Folge des Reaktorunfalls erhielten die Liquidator*innen und die im Umkreis lebende Bevölkerung erhöhte Strahlendosen, die zu später auftretenden Strahlenschäden geführt haben können bzw. in Zukunft immer noch führen können. Die Höhe der Strahlendosen kann sich stark unterscheiden:
Liquidator*innen
- erhielten in Folge ihrer Aufräumarbeiten im Zeitraum von 1986 bis 1990 im Mittel eine zusätzliche effektive Dosis von 120 Millisievert.
- Die Dosiswerte variierten von weniger als 10 bis mehr als 1000 Millisievert.
- Für 85% von ihnen lag sie im Bereich von 20 bis 500 Millisievert.
Evakuierten Personen
- erhielten im Mittel eine zusätzliche effektive Dosis von 33 Millisievert.
6 Millionen Menschen in den kontaminierten Gebieten
- erhielten im Zeitraum von 1986 bis 2005 eine effektive Dosis von durchschnittlich 9 Millisievert.
- Bei 70% der Menschen lag die zusätzliche effektive Dosis unter 1 Millisievert,
- bei 20% zwischen 1 und 2 Millisievert,
- bei 2,5% lag die effektive Dosis über 50 Millisievert.
98 Millionen Menschen auf dem Gebiet der Ukraine, Belarus und den 19 betroffenen Oblasten in Russland
- erhielten im Mittel eine vergleichsweise geringe zusätzlich effektive Dosis (im Zeitraum von1986 bis 2005) von insgesamt 1,3 Millisievert.
Zum Vergleich: Auf dem Gebiet der Ukraine, Belarus und den 19 betroffenen Oblasten in Russland wurde für denselben Zeitraum eine Hintergrundstrahlung von 50 Millisievert geschätzt. Die ermittelten zusätzlichen effektiven Dosen stellen damit in Teilen eine deutliche Erhöhung gegenüber der Hintergrundstrahlung dar.
Wie viele Menschen wegen der erhöhten Strahlendosen in Folge des Reaktorunfalls erkrankten oder starben, lässt sich nicht genau angeben. Das Tschernobyl-Forum schätzte 2005, dass ungefähr 4.000 Todesfälle auf die zusätzlichen Strahlendosen zurückzuführen sind.
SchilddrüsenkrebsEinklappen / Ausklappen
Die Zahl der Schilddrüsenkrebserkrankungen stieg nach 1986 in der Bevölkerung von Belarus, der Ukraine und den vier am stärksten betroffenen Regionen Russlands deutlich an. In den Jahren 1991 bis 2015 wurden rund 19.200 Schilddrüsenkrebserkrankungen bei Personen festgestellt, die zum Zeitpunkt des Unfalls Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren waren.
Schätzungsweise 60 Prozent der zwischen 2001 und 2008 registrierten Schilddrüsenkrebserkrankungen in der evakuierten bzw. 25 Prozent in der nicht evakuierten Bevölkerung sind auf die Strahlenbelastung infolge des Reaktorunfalls zurückzuführen; sie stehen wahrscheinlich mit dem bei dem Reaktorunfall frei gesetztem radioaktiven Jod im Zusammenhang. Die Schilddrüsendosen der evakuierten Bevölkerung lagen im Mittel bei 0,5 Gray und reichten von 0,05 Gray bis hin zu mehr als 5 Gray. Die durchschnittliche Schilddrüsendosis in der nicht evakuierten Bevölkerung wurde auf 0,1 Gray geschätzt.
Das radioaktive Jod wurde vor allem durch den Verzehr von Kuhmilch aufgenommen, außerdem durch Inhalation mit der Luft. Nach Aufnahme in den Körper reichert es sich in der Schilddrüse an.
Andere TumoreEinklappen / Ausklappen
Für Tumorerkrankungen an anderen Organen liegen bisher keine verlässlichen wissenschaftlichen Belege vor.
Es existieren zwar Studien zu Brustkrebs bei Frauen in der Ukraine und Russland, die auf erhöhte Krankheitsraten hindeuten, allerdings haben sie nur eingeschränkte Aussagekraft, weil sie etwa wesentliche andere Einflussfaktoren neben Strahlung nicht berücksichtigen oder keinen Unterschied bezüglich der Krebsraten in Regionen mit unterschiedlich hoher Strahlenexposition feststellen.
LeukämienEinklappen / Ausklappen
Es gibt Hinweise auf erhöhte Leukämieraten bei Liquidatoren.
Die Studien, die das zeigen, haben jedoch Schwächen bezüglich der statistischen Aussagekraft, der Dosisabschätzung und der Verzerrung der Ergebnisse durch nur ungenügend berücksichtigte Einflussfaktoren.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen und KatarakteEinklappen / Ausklappen
Für Liquidatoren, die eine Strahlenexposition von über 150 Milligray erhalten hatten, wurde in einer Studie eine Zunahme von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und daraus resultierenden Todesfällen festgestellt. Allerdings berücksichtigt diese Studie neben ionisierender Strahlung keine weiteren Einflussfaktoren wie z.B. Übergewicht, Rauchen oder Alkoholkonsum.
Des Weiteren zeigt sich bei den Liquidatoren ein Zusammenhang zwischen der Höhe der Exposition und dem Risiko, an einem Katarakt (Trübung der Augenlinse, Grauer Star) zu erkranken.
Andere FolgenEinklappen / Ausklappen
Bei den am meisten betroffenen Personen der Bevölkerung zeigten sich vermehrt Stresssymptome, Depressionen, allgemeine Angstzustände und medizinisch nicht erklärbare körperliche Krankheitssymptome.
Diese Erkrankungen sind als mittelbare Folge des Reaktorunfalls zu werten, nicht aber als direkte Folge der Strahlenbelastung. Auch die unzureichende Information über die Vorgänge in und um Tschornobyl (russ.: Tschernobyl), die Art und Weise der Kommunikation nach dem Unfall, der Zusammenbruch der Sowjetunion sowie die allgemeine Verschlechterung der gesellschaftlichen und ökonomischen Situation können zur psychischen Belastung beigetragen haben.
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Stand: 10.02.2025